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Die kulturlandschaftliche Entwicklung polnischer und deutscher Industriezentren

Industriezentren im Vergleich

Montanregionen wie das Ruhrgebiet oder das Oberschlesische Industriegebiet (Polen) haben seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert eine umfassende Umgestaltung ihrer Kulturlandschaft erfahren. Kennzeichnend für diese Entwicklung sind vor allem massive Verstädterungsprozesse, die sich innerhalb weniger Jahrzehnte vollzogen. Im Vergleich zu den umliegenden Nachbarregionen erlebten Oberschlesien und das Ruhrgebiet einen rasanten ökonomischen und sozialräumlichen Wandel. Beide betrachteten Räume zählen zu den bevölkerungsreichsten Regionen ihrer Länder. Und bis heute wird die Entwicklung der „Metropole Ruhr“ und des „Oberschlesischen Metropolverbands“ von den Folgen der Industrialisierung und den Bestrebungen zur ökonomischen Umstrukturierung geprägt. 

Die Untersuchung von Wirkungszusammenhängen, die zur Herausbildung städtischer Strukturen führen, ist eingebettet in den langjährigen Forschungsschwerpunkt „Transformation urbaner Landschaften“ (TUL) des Geographischen Instituts. Die Erarbeitung vertiefter Kenntnisse über urbane Transformationsprozesse bildet die Grundlage für den Entwurf zukunftsfähiger Planungskonzepte. Die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung, DPWS, förderte ein Projekt zur Einrichtung eines mehrsprachigen interaktiven Web-Tools, mit dem sich die räumlich wirksamen Transformationsprozesse in beiden Industriezentren visualisieren und miteinander vergleichen lassen. Die Basis bildet die systematische Auswertung topographischer Karten, die über mehrere Zeitschnitte hinweg erfolgte. Vor allem im Hinblick auf den Siedlungs- und Straßenausbau werden parallele Entwicklungen in beiden Regionen deutlich, die für die Entstehung der heutigen Kulturlandschaft entscheidend sind. Dadurch wird ein besseres Verständnis für die weitreichenden sozialräumlichen und ökonomischen Umstrukturierungen hervorgerufen, denen beide Regionen seit der Industrialisierung unterworfen waren.


Industrie-Zentren in Karten (DPWS) | Abgeschlossen

Rahmendaten

Zeitraum: 2016 - 2018

Antragsteller:in:
  • Prof. Dr. Frank Dickmann
  • Prof. Dr. Beata Medynska-Gulij (Adam-Mickiewicz Universität, Poznan)
Projektleitung:
  • Prof. Dr. Frank Dickmann
Beteiligte Abteilungen:
Finanzierung
Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung, DPWS
Transformationsergebnis einer Landschaft: Vergleich zwischen einem preußischen Urmesstischblatt (1827) (links) und der deutlich detailreicheren und geodätisch exakteren Neuaufnahme (1894) (Blatt 2577 [4905] Bochum (rechts); Originalmaßstab 1:25.000.
Lupe
Transformationsergebnis einer Landschaft: Vergleich zwischen einem preußischen Urmesstischblatt (1827) (links) und der deutlich detailreicheren und geodätisch exakteren Neuaufnahme (1894) (Blatt 2577 [4905] Bochum (rechts); Originalmaßstab 1:25.000.
Transformationsergebnis einer Landschaft: Vergleich zwischen einem preußischen Urmesstischblatt (1827) (links) und der deutlich detailreicheren und geodätisch exakteren Neuaufnahme (1894) (Blatt 2577 [4905] Bochum (rechts); Originalmaßstab 1:25.000.

Kartographisches Web-Tool

Die Georeferenzierung der Kartenblätter und die systematische Inventarisierung topographischer Raumelemente erfolgte mit Hilfe von GIS-Technologien. Aufgrund der aufwändigen Digitalisierung der einzelnen Informationsschichten der alten Karten lassen sich detaillierte kulturlandschaftliche Raumanalysen vornehmen, insbesondere im Hinblick auf die Veränderungen in der Flächennutzung beider Untersuchungsräume. Ein Teil der Ergebnisse stehen mittlerweile in Form interaktiver Karten online zu Verfügung (http://cartolandscape.amu.edu.pl/). Dort lassen sich Karten zu Vergleichszwecken in beliebigem Maßstab synchron in zwei Fenstern anzeigen und selbständige Recherchen durchführen. Somit können Nutzer/innen entscheiden, wieviel und in welcher Form sie Informationen über die Entwicklung der Kulturlandschaft der „Metropole Ruhr“ und der „Metropolia Silesia“ abrufen möchten. Mehrsprachige Kommentierungen zu den Kartendarstellungen räumen nicht nur Wissenschaftler/innen beider Länder, sondern auch sonstigen Interessierten, die sich über die räumliche Entwicklung der Industrieregionen informieren möchten, einen schnellen und zeitgemäßen Zugang ein.

Kartographisches Web-Tool: http://cartolandscape.amu.edu.pl/
Lupe
Kartographisches Web-Tool: http://cartolandscape.amu.edu.pl/
Kartographisches Web-Tool: http://cartolandscape.amu.edu.pl/

Das DPWS-Projekt wurde gemeinsam durchgeführt vom Forschungsbereich Kartographie des Geographischen Instituts der Ruhr-Universität Bochum (Prof. Dr. Frank Dickmann) und der Abteilung Kartographie und Geomatik der Adam-Mickiewicz Universität Poznan (Prof. Dr. Beata Medynska-Gulij). Wichtige Unterstützung erhielt das Projekt durch den von der DFG neu eingerichteten Fachinformationsdienst Karten (FID) der Kartenabteilung der Staatsbibliothek Berlin. Der FID stellte u.a. hochaufgelöste Scans der Original-Kartenblätter für die GIS-gestützte Auswertung zur Verfügung.

Um die Beachtung einheitlicher Auswertungs- und Dokumentationskriterien bei den Kartenauswertungen gewährleisten zu können, war eine enge Abstimmung zwischen den beiden Universitäten notwendig. Dies wurde u.a. durch gemeinsame Arbeitstreffen in Berlin (Staatsbibliothek) und an den Universitäten in Poznan und Bochum umgesetzt. Dabei stand neben kartographisch-technischen Aspekten vor allem die heute noch den Raum prägenden kulturgeographischen Strukturen des Ruhrgebietes und des oberschlesischen Industriebezirks im Mittelpunkt. Zusätzlich fanden gemeinsame Exkursionen in die betreffenden Räume statt, nicht zuletzt auch, um (u.a. fotographisches / filmisches) Material für die Web-Präsentation und für die Publikationen zu sammeln.

Publikationen

Medyńska-Gulij, B., Lorek, D., Hannemann, N., Cybulski, P., Wielebski, Ł., Horbiński, T., & Dickmann, F. (2019). Die kartographische Rekonstruktion der Landschaftsentwicklung des Oberschlesischen Industriegebiets (Polen) und des Ruhrgebiets (Deutschland). KN - Journal of Cartography and Geographic Information, 69 (2), 131-142. https://doi.org/10.1007/s42489-019-00018-y  

Lorek, D., Dickmann, F., Medyńska-Gulij, B., Hannemann, N., Cybulski, P., Wielebski, Ł., Horbiński, T. (2018). Die kulturlandschaftliche Entwicklung polnischer und deutscher Industriezentren Bochum - Poznań, 96 S., ISBN 978-83-7986-195-8

Zusammenfassung (polnisch)

Krótki opis projektu  

Pierwsze dokładne kartograficzne opracowanie państwa pruskiego od 1822 roku objęło także część dzisiejszej Polski, ówcześnie będącej pod panowaniem pruskim. Dlatego istnieje do dyspozycji dla bardzo dużych obszarów ponadgraniczne i stosunkowo szczegółowe dzieło kartograficzne, które może służyć jako źródło do systematycznej analizy porównawczej przemian kulturowo-krajobrazowych Górnośląskiego Okręgu Przemysłowego i Zagłębia Ruhry. Tak zwane pruskie „Urmesstischblätter“ (obecnie w Bibliotece Państwowej w Berlinie) z początku XIX wieku stanowią archiwum kartograficzne, do tej pory znikomo wykorzystywane w aspekcie geograficzno-kulturowym i społeczno-ekonomicznym. Badania tej przestrzennej sytuacji kulturowo-krajobrazowej, uwiecznionej na arkuszach map, może przyczynić się do lepszego zrozumienia daleko idących społeczno-przestrzennych i ekonomicznych restrukturyzacji, którym oba regiony zostały poddane w procesie uprzemysłowienia. Po raz pierwszy mogą zastać określone kulturowo-krajobrazowe przemiany „na płaszczyźnie”. Poddane cyfryzacji Urmesstischblätter wraz z wynikami analizy kartograficznej (komentarzami, dokumentacją) zostaną udostępnione szerokiej grupie użytkowników Internetu w postaci interaktywnej multimedialnej prezentacji. Poza tym najważniejsze wyniki analizy kulturowo-krajobrazowej będą udokumentowane w wydrukowanej publikacji.