„Vielsam statt Einsam“ ist das Motto von acht Personen, die ein gemeinsames Wohnprojekt in Bochum entwickeln und dabei nicht nur ihre eigenen aktuellen Bedürfnisse, sondern auch die langfristige Entwicklung von Wohnraum und Quartier im Blick haben.
Vera Recktenwald und Thomas Nohn stellten diesen Ansatz im Masterkurs „Gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung“ vor und zur Diskussion. Verbunden werden in dem Wohnprojekt die Interessen der acht Einzelpersonen (Gemeinschaft in der „Wahlfamilie“, nachhaltigeres Leben mit weniger Ressourcenverbrauch als in Einzelwohnungen, günstigeres Wohnen durch geteilte Kosten) mit dem Ansatz, Boden und Wohnraum dauerhaft dem Markt zu entziehen. Mit Hilfe des Mietshäuser Syndikats hofft das Team ein Haus zu kaufen und über seine eigene Wohn- und Lebenszeit hinaus Wohngemeinschaften als günstigen Lebensraum zur Verfügung stellen zu können. Es soll zudem ein Ort werden, der einen Safe Space für unterschiedlichste Personengruppen, eine Anlaufstelle für die Nachbarschaft, einen kreativen Raum mit Werkstätten und Atelier sowie Veranstaltungen und Stadtteilarbeit bietet.
Den Studierenden wurde so das Konzept das Mietshäuser Syndikats, das mit einer solidarischen Finanzierung arbeitet, vorgestellt. Ein für das Wohnprojekt gegründeter Verein (Vielsam e.V.) und das Mietshäuser Syndikat gründen gemeinsam eine GmBH, die die ausgewählte Immobilie erwirbt. Die Bewohner:innen zahlen dann später eine Miete, die lediglich der Rückzahlung der Kredite, dem Unterhalt des Hauses und einem Solidarbeitrag für das Mietshaus Syndikat dient. So wird eine renditeorientierte Nutzung verhindert, die Mieten bleiben stabil und langfristig kalkulierbar. Deutlich wurden die Probleme bzgl. Kommunikation, Moderation und Finanzierung: derzeit stellt die Suche nach Geber:innen von Direktkrediten die größte Herausforderung dar. Details zum Projekt „Vielsam“ finden sich hier.
Der Kurs zur „Gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung“ wird sich noch mit einer Reihe weiterer Projekte aus dem Ruhrgebiet beschäftigen, sich aber auch die theoretischen Grundlagen dazu (vom „Recht auf Stadt“ über „Gemeingüter“ bis zur „Neuen Leipzig Charta“) erarbeiten.