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Klimaforschung - Eisrückgang in der Schellenberger Eishöhle

25. June 2021

Prof. Dr. Andreas Pflitsch erforschte Ende Mai, gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe "Klimatologie extremer Standorte", erneut in Marktschellenberg Deutschlands größte Eishöhle. Messungen von Fels-, Eis- und Lufttemperatur(-veränderungen), die kontinuierlich mit Hilfe von Sensoren erfasst werden, geben Rückschlüsse auf einen kräftigen Eisschwund, welcher durch die derzeitige klimatologische Wärmephase angetrieben wird.
Die Eismächtigkeit von 60 000 Kubikmetern und 30 Metern Dicke geht insgesamt weiter zurück. So konnte in Teilen der Höhle, wie z.B. der Angermayerhalle, in den letzten drei Jahren ein Eisrückgang von bis zu 0,9 Metern festgestellt werden, was unter anderem mit dem Verschwinden des Permafrostes bis in 1 Meter Felstiefe zusammenhängen könnte. Durch 16 Daten-Logger, die an ausgewählten Punkten in der Höhle verbaut sind, erfolgt nicht nur die Ermittlung der gegenwärtigen Eisstände, sondern auch die Messung des Eisrückgangs sowie der Eisneubildung über die Wintermonate. An anderen Stellen der Höhle wiederum, wie etwa im Mörckgang, konnten jedoch sogar Eiszunahmen festgestellt werden, welche durch das Gefrieren des Schmelzwassers aus oberen, wärmeren Bereichen der Höhle zustande gekommen sind.
Aber es wurden auch weitere Entdeckungen gemacht: Organische Proben, die im vergangenen Jahr aus dem Eis entnommen wurden, wurden gleichermaßen mit einem Blatt, welches bereits im Jahr 2013 geborgen werden konnte, einer Altersdatierung unterzogen. Diese erfolgte mittels der Radiokarbonmethode, bei dem der radioaktive C14-Kohlenstoff abgebaut wird. Das Blatt konnte auf das Jahr 648 nach Christus datiert werden. Das Eis im unteren Bereich der Schellenberger Eishöhle ist mindestens 2000 Jahre alt. Darunterliegendes unerforschtes Eis könnte sogar noch älter sein. Künftige Forschungen sollen dies bestätigen.
Diese Meldung wurde aus dem Archiv der bis Oktober 2022 aktiven Instituts-Homepage importiert. Bilder, Formatierungen und Links sind ggf. inkorrekt oder fehlen.