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Nachruf

16. June 2020

Horst Bronny studierte von 1955-1962 in Münster und Innsbruck Geographie, Vor- und Frühgeschichte sowie Germanistik und promovierte in Münster bei Prof. Dr. Wilhelm Müller-Wille. Als Prof. Dr. Peter Schöller, damals Dozent in Münster, 1964 auf den ersten Lehrstuhl für Geographie an der neu gegründeten Ruhr-Universität Bochum berufen wurde - der ersten und damals einzigen Universität im Ruhrgebiet - mit dem Auftrag, ein Geographisches Institut aufzubauen, holte er als ersten Mitarbeiter Horst Bronny als Kustos in sein Team. Durch sein Organisations- und Improvisationstalent wurde Horst Bronny schnell der organisatorische "Dreh- und Angelpunkt" des neuen Instituts; denn die Pionier-Situation beim Aufbau neuer Strukturen der als Campus-Universität "auf der grünen Wiese" geplanten und gebauten Uni verlangte von dieser ersten "Gummistiefel-Generation" hohe Anpassungsfähigkeit an die sich permanent verändernden baulichen Situationen. Auch aus heutiger Sicht ist die Zielstrebigkeit bemerkenswert, in kürzester Zeit nicht nur einen funktionierenden Lehr- und Forschungsbetrieb aufzubauen, sondern zusätzlich den 35. Deutschen Geographentag 1965 in Bochum zu organisieren.

Der räumliche Schwerpunkt seiner Forschung lag im hohen Norden, insbesondere in der Arktis (Skandinavien, Grönland, Nordjapan) und im tiefen Süden (Antarktis), zudem in Marokko. Namhafte Publikationen, aber auch der von ihm gegründete Arbeitskreis Norden der Deutschen Gesellschaft für Geographie zeugen von seiner großen Schaffenskraft. In der Forschung wie auch in der Lehre befasste sich Horst Bronny zudem mit der Lebenswelt seiner unmittelbaren Umgebung, dem Ruhrgebiet. Als begnadetem Lehrer war ihm stets vor Augen, dass wissenschaftliche Inhalte und Forschungsergebnisse besser vor Ort als im Hörsaal zu vermitteln sind, da sie besser verständlich und einsehbar sind und deshalb im Gedächtnis der Lernenden dauerhaft verankert bleiben. Legendär waren seine Exkursionen, von den Tagesexkursionen bis zu den mehrwöchigen Fahrten, insbesondere nach Skandinavien und nach Grönland. Mehreren Generationen von Studierenden hat er diese Räume nahe gebracht und viele bis zum Lehramtsabschluss und zum Diplom begleitet. Seine motivierende Lehre wurde von den Studierenden hoch geschätzt und hat manche wissenschaftliche Karriere befördert.

Aus gesundheitlichen Gründen wurde Horst Bronny 1995 in den Ruhestand versetzt. Er nutzte diese Zeit nicht nur für weitere Publikationen, sondern auch für die Erwachsenenbildung, indem er mit seiner Frau Friederike als wissenschaftliche Lektoren auf Expeditionskreuzfahrtschiffen viele Interessierte in die Schönheiten, aber auch Probleme der Arktis und Antarktis einführte. Auf einer solchen Kreuzfahrt erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nie mehr ganz erholen sollte.

Am 12. Mai ist Horst Bronny in seinem Heim in Senden - betreut von seiner Frau Friederike - sanft entschlafen. Das Geographische Institut der Ruhr-Universität Bochum verliert mit Dr. Horst M. Bronny nicht nur eines seiner Gründungsmitglieder, sondern auch einen engagierten Geographen, der Generationen von Studierenden für das Fach Geographie begeisterte, indem er sie in seiner unnachahmlichen Art an seinem breiten und fundierten Wissen teilhaben ließ. Alle, die Horst Bronny gekannt haben und ihn schätzen lernten, werden ihn gerne in bester Erinnerung behalten. Proff. Dres. Bernhard Butzin, Manfred Hommel, Lienhard Lötscher

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