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Wohnungslosigkeit ein zunehmendes Problem in NRW

14. January 2020

Im Rahmen des Studienprojekts „Soziale Ungleichheit, Armut und Wohnen“ erkundeten Studierende des Bachelorstudiengangs Geographie der Ruhr-Universität Bochum unter fachkundiger Führung von Straßenmagazinverkäufer Christian das Bochumer Bahnhofsviertel  einmal aus anderer Perspektive, aus der Perspektive von „Menschen am Rande unserer Gesellschaft“, die von Armut und Wohnungslosigkeit betroffen sind oder waren und Hilfeleistungen in Anspruch nehmen.
 
Die von Bodo e.V. organisierte Stadtführung verfolgte mehrere Ziele. Zum einen sollten die Studierenden für komplexe soziale Problemlagen an ihrem Studienstandort sensibilisiert werden. Zudem sollten bestehende Berührungsängste abgebaut werden und den Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, Fragen zu stellen, an Betreiber und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sozialer Einrichtungen im unmittelbaren Bahnhofsumfeld sowie an Betroffene.

Bodo e.V. ist ein eingetragener Verein, Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband, gibt ein Straßenmagazin heraus und bietet Menschen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind verschiedene Hilfeleistungen. Über den Verkauf von Straßenzeitungen als einer Form der Erwerbsarbeit wird soziale Wertschätzung ermöglicht und erfahren u.a. durch die Ermöglichung der „Teilnahme an (regulären) Konsumaktivitäten“ sowie der „Anerkennung der fachlichen und sozialen Fähigkeiten“ (vgl. Kazig 2001)

Die Tour startete bei der Krisenhilfe e.V. einer Bochumer Hilfeeinrichtung für Drogenabhängige, deren Hilfsangebote im Schnitt von 120 bis 130 von Suchterkrankung betroffenen Menschen pro Tag in Anspruch genommen werden. Neben Informationen über die umfangreichen Angebote der Krisenhilfe, wie verschiedenen Beratungsleistungen, einer Kleiderkammer, Unterstützung der Klienten bei Behördengängen, medizinischer Erstversorgung, der Ermöglichung des Drogenkonsums im geschützten Umfeld / unter Aufsicht,  der Zusammenarbeit mit anderen Hilfseinrichtungen und einem kleinen Einblick in die alltäglichen Herausforderungen, denen sich die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden Tag stellen, ging es weiter zum über das von der Kolping GmbH betriebenen Wohnheim für Wohnungslose.  
 
Wohnungslosigkeit ist ein zunehmendes Problem, für 2018 besagt die Schätzung der BAG Wohnungslosenhilfe, dass in Deutschland 678.00 Menschen ohne Wohnung waren, dass macht gegenüber 2017 einen Anstieg der Gesamtzahl um 4,2 % aus. In Nordrhein-Westfalen waren zum 30. Juni 2018 über 44.000 Menschen  als wohnungslos gemeldet. Im bundesweiten Vergleich ein starker Anstieg gegenüber dem Vorjahr (MAGS NRW 2018:  3).
 
Anschließend hatte die Gruppe die Möglichkeit, die Beratungsstelle und den Tagesaufenthalt der Diakonie Ruhr zu besuchen. Als letzter Standort bot die Kontakt- und Beratungsstelle „Sprungbrett“ die Möglichkeit, sich über die dortigen Angebote und vielfältigen Unterstützungsleistungen  für Jugendliche und junge Erwachsene zu informieren, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden und /oder wohnungslos sind. Hierzu gehört auch juristische und medizinische Beratung durch einen Fachanwalt sowie einen Arzt.  Im Rahmen einer kleinen Präsentation erhielt die Studierendengruppe zudem detailliert Informationen über Nutzung der Angebote durch die unterschiedlichen Zielgruppen.

In den kommenden Wochen arbeiten die Studierenden in ihren vier Forschungsgruppen nun intensiv an der Ausarbeitung ihrer Forschungsexposés weiter, die in der letzten Sitzung in dem nach dem Format des Community Based Research ausgerichteten Studienprojekt vor Beginn der vorlesungsfreien Zeit dann präsentiert und zur Diskussion gestellt werden. Die Forschungsprojekte werden im darauffolgenden Semester unter Leitung von Janine Bittner, AG Mobilität und demographischer Wandel und unterstützt von Janina Kempchen, studentischer Hilfskraft im Projekt, umgesetzt. Dabei erfolgt die Zusammenarbeit mit verschiedenen Community Partnern in Bochum und Essen. Bodo e.V. wird dabei ein wichtiger Partner sein.

Wir danken Bodo e.V., insbesondere Christian und Carsten Bornemann, für diese gelungene Stadtführung
Diese Meldung wurde aus dem Archiv der bis Oktober 2022 aktiven Instituts-Homepage importiert. Bilder, Formatierungen und Links sind ggf. inkorrekt oder fehlen.