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Kolloquium des Geographischen Instituts im WS 2019/20

05. September 2019

zum Flyer als PDF Die räumliche Dichte von Wissensträgern und Netzwerkbeziehungen macht Metropolregionen zu Kristallisationskernen von Wissensökonomie und Wissensgesellschaft. Spontane Face-to-Face-Interaktionen ermöglichen den Austausch auch von neuestem, noch nicht kodifiziertem Wissen, das in lokalisierten Lernprozessen zu Wertschöpfung und Beschäftigung durch neue Produkte, Herstellungsverfahren und Dienstleistungen beiträgt. Eine Wissensmetropole lässt sich als urbane Agglomeration verstehen, deren gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung auf ihrer Fähigkeit zur Erzeugung und Anwendung bzw. Nutzung sowie zur Aufnahme und Verbreitung von Wissen beruht.
Als offenes und komplexes System besteht eine Wissensmetropole aus verschiedenen Subsystemen, deren Zusammenspiel die Leistungsfähigkeit des großen Ganzen bestimmt. Der Wissensinfrastruktur aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen stehen wissensintensive Industrie- und Dienstleistungsunternehmen gegenüber, die technologisches Wissen und Marktimpulse in Wertschöpfung und Beschäftigung umsetzen. Wissensinfrastruktur und Wis-sensökonomie sind durch den Bildungssektor sowie verschiedene Kanäle und Infrastrukturen des Wissens- und Technologietransfers miteinander verknüpft. All diese Elemente wiederum sind in den weiteren Kontext der Wissensgesellschaft eingebettet. Dieser Begriff umschreibt die Durchdringung aller Lebensbereiche mit wissenschaftlichem Wissen, das damit zur zentralen Grundlage von gesellschaftlicher Macht wird.
Die Gastvorträge im Kolloquium des Geographischen Instituts beleuchten die Funktionsweisen von Wissensmetropolen und die Möglichkeiten ihrer Steuerung (Governance) aus unterschiedlichen Perspektiven und anhand verschiedener Fallstudien. Robert Musil geht am Beispiel Wiens der Frage nach, ob räumliche Nähe (immer noch) ausreichend wichtig in interaktiven Innovationsprozessen ist, um eine metropolitane Wissensökonomie durch eine gut entwickelte Hochschullandschaft befruchten zu können. Ulrike Gerhard setzt sich am Beispiel Heidelbergs mit seiner ebenso traditionsreichen wie leistungsfähigen Universität und der Internationalen Bauausstellung unter dem Motto „Wissen | schafft | Stadt“ konzeptionell und empirisch mit den Herausforderungen wissensbasierter Stadtentwicklung auseinander. Arnault Morisson gibt einen Überblick über internationale Erfahrungen mit Innovationsdistrikten als einem Instrument wissensbasierter Stadterneuerungspolitik. Mittwoch, 16. Oktober 2019, 16.15-17.45, HZO 100
PD Dr. Robert Musil (Universität Wien)
Hochschulen als Gravitationszentren der Wissensökonomie? Empirische Befunde aus der Wissensmetropole Wien
Universitäten und Hochschulen wird allgemein eine zentrale Bedeutung für die Transformation zu einer urbanen Wissensgesellschaft zugesprochen. Territoriale Innovationsmodelle gehen davon aus, dass die enge räumliche Verzahnung zwischen innovationsorientierten Unternehmen, Start-ups und universitären Einrichtungen eine wichtige Rolle für diesen Strukturwandel spielt. Der Vortrag analysiert für ausgewählte Branchen (IKT, Life Sciences) diesen Zusammenhang anhand des Wiener Hochschulstandortes. Dabei stellt sich die Frage, ob die Nähevorteile angesichts der zunehmenden Bedeutung globaler Wissensnetzwerke und virtueller bzw. alternativer Näheformen nicht an Bedeutung verlieren. Welche Konsequenzen lassen sich aus den Befunden für eine innovationsorientierte Stadtpolitik ableiten?
Mittwoch, 13. November 2019, 16.15-17.45, HZO 100
Prof. Dr. Ulrike Gerhard (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)
Wissen und Stadt – eine kreative Symbiose? Eine kritische Analyse mit empirischen Befunden aus Heidelberg
Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Start-ups und andere Unternehmen der Kreativwirtschaft und Wissensökonomie zählen aktuell zu den wichtigsten Motoren der Stadtentwicklung. Städte konkurrieren um die Gunst der Investoren, stellen Flächen und Stabsstellen zur Verfügung, um als attraktive Standorte zu erscheinen und weitere Entwicklungsprozesse zu induzieren. Wie nachhaltig sind jedoch solche Effekte? Inwiefern unterscheiden sie sich von früheren urbanen Entwicklungsprozessen? Auf Grundlage von empirischen Analysen im Rahmen des Reallabor Urban Office Heidelberg – Nachhaltige Stadtentwicklung in der Wissensgesellschaft werden Ergebnisse und Erfahrungen aus Heidelberg vorgestellt und mit theoretischen Überlegungen zum Zusammenhang von Wissen und Stadt verknüpft.
Mittwoch, 11. Dezember 2019, 16.15-17.45, HZO 100 Doktorand/innen-Kolloquium Mittwoch, 15. Januar 2020, 16.15-17.45, HZO 100
Dr. Arnault Morisson (Universität Utrecht & Interreg Europe Policy Learning Platform & Consultant at Inno TSD)
Innovation Districts – International Case Studies and Implications for Knowledge Metropolises
An innovation district is a place-based urban development strategy that aims to regenerate an under-performing downtown neighbourhood into a desirable location for innovative and creative companies and workers. The concept originated in Barcelona in 2000 and is now extensively applied in the United States. For urban policymakers, an innovation district contributes to building the knowledge metropolis. In looking at the experience of the innovation districts of Barcelona (Spain), Boston (USA), Chattanooga (USA), and Medellín (Colombia), this lecture will highlight the implications of pursuing such urban strategies for knowledge metropolises.
Organisation & Information: Prof. Dr. Matthias Kiese, matthias.kiese@rub.deOpens window for sending email zum Flyer als PDF
Diese Meldung wurde aus dem Archiv der bis Oktober 2022 aktiven Instituts-Homepage importiert. Bilder, Formatierungen und Links sind ggf. inkorrekt oder fehlen.


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Autor:
Kiese