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Wohin mit der Legende in Karten?

20. November 2018

Diese Frage stellt sich regelmäßig bei der Erstellung topographischer und v.a. thematischer Karten. Eine Lösung des Problems geht häufig einher mit pragmatischen kartenredaktionellen Überlegungen: Die Legende wird häufig dort positioniert, wo – zum Ende des Layout-Entwurfs – noch Platz ist (s. Beispiele in gängigen Atlanten).

In der wissenschaftlichen Kartographie ist die Frage zur Legendenpositionierung über Jahrzehnte nur vereinzelt und ohne Bezüge zu empirischen / experimentellen Befunden aus Nutzerstudien thematisiert worden. Einschlägige nationale und internationale Standard-Lehrbücher der Kartographie bieten stellenweise Vorschläge für Legendenpositionierungen. In diesen Vorschlägen können Legenden bspw. seitlich vom Kartenfeld (rechts oder links) oder auch unter dem Kartenfeld positioniert sein.

Einschlägige Erkenntnisse der Kognitionsforschung lassen die Hypothese zu, dass Nutzerinnen und Nutzer visueller Medien effizientere Verarbeitungsergebnisse erzielen können, wenn textuelle Informationen rechtsseitig platziert sind. Die kontralaterale Verarbeitung des menschlichen Gehirns (s. Abbildung) leitet rechtsseitig aufgenommene Textinformationen schneller in die linke Gehirnhemisphäre, wo sich in den meisten Fällen das Sprachzentrum befindet.

Ergebnisse einer jüngst veröffentlichten (Nutzer-)Studie der AG Geomatik des Geographischen Instituts belegen, dass die Entschlüsselung von Kartensignaturen, die durch eine Legende inhaltlich erläutert werden, schneller und damit effizienter erfolgt, wenn die entsprechende Legende rechtsseitig platziert ist. Dies wird statistisch durch Analysen erfasster Eyetracking-Messgrößen (kürzere Fixationsdauer und Fixationsanzahl) belegt. Im Sinne einer nutzerorientierten und kognitionsgesteuerten Kartographie kann aus diesen Ergebnissen der Praxis der Kartengestaltung sowie der kartographischen Theorieformation die rechtsseitige Legendenpositionierung vorgeschlagen werden.

Die Studie wurde in einem Forschungsmanuskript zusammengefasst und kürzlich nach Peer-Review in der internationalen Fachzeitschrift The Cartographic Journal veröffentlicht. Eine Co-Autorin des Artikels ist die M.Sc.-Absolventin Marie-Christin Tuller, die durch ihre M.Sc.-Arbeit (2017) einige Grundlagen für diese Publikation erarbeitete.

Edler, D., Keil, J., Tuller, M.-C., Bestgen, A.-K. and Dickmann, F. (2018): Searching for the ‘Right‘ Legend: The Impact of Legend Position on Legend Decoding in a Cartographic Memory Task. In: The Cartographic Journal (online first)

Diese Meldung wurde aus dem Archiv der bis Oktober 2022 aktiven Instituts-Homepage importiert. Bilder, Formatierungen und Links sind ggf. inkorrekt oder fehlen.


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Edler