Begriffe wie Strukturwandel, Mehrebenenanalyse, Akteure und Institutionen strömen in Gedankenwolken aus einem chinesischen Fabrikgebäude, das den Doktorhut von Matthias Falke ziert. In seiner Promotion am Lehrstuhl für Internationale Stadt- und Metropolenentwicklung, geleitet von Prof. Dr. Uta Hohn, erforschte er die Transformation kohlebasierter Resource-exhausted Cities (REC). Die chinaweit 67 RECs unterliegen aufgrund einsetzender Ressourcenerschöpfung und der damit verbundenen Strukturprobleme seit dem Jahr 2007 nationalen Transformationsplanungen und werden durch Präferenzpolitiken unterstützt.
Hauptziel war es, in der Kohleprovinz Shanxi den Transformationsprozess der Bergbaustadt Xiaoyi aus institutionell-akteursbasierter Governance-Perspektive zu rekonstruieren. Die Analyse des chinesischen Kohlesektors aus der Governance-Perspektive sowie die systematische Aufarbeitung chinesischer Transformationspolitiken und -prozesse bezogen auf kohlebasierte RECs stellten weitere zu schließende Forschungslücken dar.
Die langjährigen und intensiven Forschungsarbeiten ermöglichten am Beispiel Xiaoyis neue und vertiefende Einblicke in den Strukturwandel von RECs, in denen die Ressourcenerschöpfung auf eine Phase intensiver Ressourcenausbeutung durch einen privatwirtschaftlich geprägten Kleinkohlebergbau zurückzuführen ist. Als wichtige Katalysatoren im Transformationsprozess erwiesen sich Präferenz- und Transformationspolitiken der Zentral- und Provinzregierung, welche der Kreisstadt Xiaoyi größere administrative Verwaltungskompetenzen, höhere Baulandquoten und finanzielle Projektzuschüsse gewährten und durch Capacity Building und Know-how-Transfer in den (inter)nationalen Transformationsdiskurs einbanden.
Deutlich wurde über einen Zeitraum von über einer Dekade aber auch, dass sich im Wesentlichen drei Kategorien von Akteursgruppen im Transformationsprozess der Stadt Xiaoyi unterscheiden lassen: 'local actors', 'non-governmental actors' sowie 'upper-level governmental actors and party apparatus'. Parteisekretäre und Bürgermeister sind als zentrale und zugleich mächtigste Akteure im Transformationsprozess anzuführen. Die Analysen zeigten zudem, dass der Transformationsprozess in Xiaoyi und sein Diskurs im Mehrebenensystem der Governance einem iterativ-dialektischen Aushandlungsprozess folgten. Hier ließen sich vier konsekutive Handlungsphasen identifizieren, die im weiteren Verlauf eine räumlich zunehmend ausdifferenzierte Entwicklungs- und Transformationsagenda bedingten.
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