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Technologieparks, Absolventenmobilität und Resilienz

23. October 2017

Der Arbeitskreis Industriegeographie in der Deutschen Gesellschaft für Geographie (DGfG) kann auf eine fast dreißigjährige Tradition zurückblicken. Zwar hat die Industriegeographie gemeinsam mit der sektoralen Gliederung der Geographie an Bedeutung verloren, im Gegenzug hat sich der Arbeitskreis jedoch zu einem beliebten Forum für Nachwuchsforscher aus der deutschsprachigen Wirtschaftsgeographie entwickelt. Seine jährlichen Tagungen finden seit einigen Jahren in Naurod-Niedernhausen am Rande des Taunus nahe Wiesbaden statt. Auf der Jahrestagung am 19./20. Oktober 2017 war das Geographische Institut der Ruhr-Universität Bochum mit drei der 17 Vorträge prominent vertreten. Elena-Franziska Schlich, Björn Zucknik und Linus Holtermann aus dem Arbeitsbereich Stadt- und Regionalökonomie stellten den Arbeitsstand ihrer Dissertationsvorhaben bzw. Ausschnitte daraus vor. Alle drei Vorträge wurden positiv aufgenommen und erhielten konstruktive Fragen und Kommentare.

Elena-Franziska Schlich referierte über „Standorte der Wissensökonomie im Wandel: Funktionale Entwicklung und Vernetzung von Technologieparks“. Wie haben sich diese geplanten Standorte In den mittlerweile drei Jahrzehnten ihrer Entwicklung in Deutschland an veränderte Rahmenbedingungen angepasst? Die zunächst monofunktionalen Gewerbeimmobilien an den Stadträndern von Berlin, Dortmund und Heidelberg mussten sich zunächst der Herausforderung der Wissensvernetzung und Beratung stellen (von der Hardware zur Software) und sehen sich heute den Herausforderungen einer modernen Wissensökonomie gegenüber, deren Wissensarbeiter urbane Funktionsmischung und „Third Spaces“ als Treffpunkte für soziale Interaktionen erwarten.

Björn Zucknik forscht mithilfe von Paneldaten des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) für ca. 10.000 Absolvent*innen deutscher Hochschulen die Determinanten ihrer räumlichen Mobilität, was angesichts der anhaltenden Abwanderung („Brain Drain“) aus dem Ruhrgebiet gerade, aber nicht nur für diese Region besondere Bedeutung hat. In einer Mehrebenenanalyse versucht er die individuellen und regionalen Einflussfaktoren auf die Mobilitätsentscheidung der Hochqualifizierten zu erklären. Auf der regionalen Ebene spielend dabei regionale Innovationspotenziale eine zentrale Rolle. Anhand von Daten zu Forschung und Entwicklung, Patenten und Clustern wissensintensiver Wirtschaftszweige kann die Aufnahmefähigkeit regionaler Arbeitsmärkte für Hochschulabsolventen abgeschätzt werden.

Linus Holtermann stellte seine Untersuchungen zur Resilienz westeuropäischer NUTS2-Regionen vor, denen in Deutschland die Regierungsbezirke entsprechen. Für den Zeitraum von 1980 bis 2014 analysierte er die Einflüsse verschiedener „externer Schocks“ auf die Entwicklung des realen Pro-Kopf-Einkommens der Regionen mithilfe komplexer ökonometrischer Verfahren. Dabei schafften es Metropolregionen eher als verdichtete und ländliche Räume sich innerhalb von zehn Jahren vollständig von den Einflüssen externer Schocks wie der Finanz- und Wirtschaftskrise zu erholen. Diese Unterschiede verzögern bislang noch eine Rückkehr des westeuropäischen Wirtschaftsraums zum früheren Konvergenzpfad. Allerdings scheinen nationale Rahmenbedingungen einen wesentlichen Einfluss auf die Resilienz von Regionen zu haben.

Wiesbaden, 23. Oktober 2017                                                                    Prof. Dr. Matthias Kiese

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Autor:
Kiese