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Von einer géographie des odeurs zur olfaktorischen Kartographie

23. October 2017

Die Kartographie unterliegt traditionell einer ‚Dominanz des Visuellen‘, widmet sich seit den 1990er Jahren auch akustischen Sachverhalten, z.B. der räumlichen Ausbreitung von Lärm, und stellt Ergebnisse mittlerweile auch in vielen Beispielen mit Ton als Gestaltungsmittel dar. Die geeignete kartographische Präsentation der Ergebnisse einer géographie des odeurs, die bereits 1947 in der französischen Kulturgeographie vorgeschlagen und anschließend diskutiert wurde, ist bislang ein nahezu unergründetes kartographisches Forschungsthema. Ansätze der Ingenieurs- und Naturwissenschaften liefern heute bewährte und normierte Methoden zur Erfassung von Gerüchen. Vereinzelte methodische Ansätze der Geruchserfassung werden auch in Projekten der Humangeographie zu sensuous geographies vorgeschlagen. Jedoch geht aus den bereits veröffentlichten Erfassungsverfahren von Geruchslandschaften (smellscapes) keine detaillierte und regelhafte kartographische Ergebnispräsentation hervor. Die rasante technische Entwicklung von interaktiven, teils auch immersiven Landschaftspräsentationen (bspw. Virtual Reality), in denen das Zusammenspiel verschiedener Sinneskanäle ein noch realistischeres Abbild der simulierten Wirklichkeit ermöglichen könnte, erfordert von der Geographie und Kartographie, die raumbezogene Präsentation von erfassten Geruchslandschaften zu erforschen und in ein bislang noch offenes Regelwerk zu überführen. In der AG Geomatik des Geographischen Instituts entstand seit Frühjahr 2016 ein Forschungsmanuskript, das sich der olfaktorischen Dimension in der Kartographie widmet und im jüngsten Heft des mittlerweile 67. Jahrgangs der Fachzeitschrift „Kartographischen Nachrichten“ (KN) nach Peer-Review veröffentlicht wurde. Erstautor ist Prof. Dr. Jürgen Dodt, der am 11. Mai 2017 verstarb. Prof. Dodt war von 1966 bis 2017 (ab 2004 als Emeritus) an Forschungsprojekten des Geographischen Instituts beteiligt. Der Beitrag ist Prof. Dodts letztes wissenschaftliches Manuskript zur Kartographie. Es endet mit einem Zitat von Alexander Graham Bell (1914): „If you are ambitious to found a new science, measure a smell”.   Abstract und vollständige bibliographische Angabe zum Aufsatz: Dank vielfältiger Veränderungen in den geowissenschaftlichen Disziplinen, die ihre Arbeitsergebnisse traditionell kartographisch aufbereiten und präsentieren, hat sich auch die Kartographie tiefgehend und weitreichend verändert. Neben der Präsentation graphisch-visueller und akustisch-auditiver Themen des Realraums ist auch die Wiedergabe olfaktorischer Sachverhalte in der Kartographie – bislang jedoch nur vereinzelt – aufgegriffen worden. Mit diesem Beitrag soll versucht werden, den Begriff der „olfaktorischen Dimension“ sachinhaltlich zu konkretisieren sowie einschlägige Ansätze der Erfassung und kartographischen Präsentation der olfaktorischen Dimension aufzuzeigen. Dodt, J., Bestgen, A.-K., und Edler, D. (2017): Ansätze der Erfassung und kartographischen Präsentation der olfaktorischen Dimension. In: Kartographische Nachrichten, 67 (5), S. 245-256.

Zur Bezeichnung einer bislang terminologisch nicht erfassten Isolinienart, die Verbreitungsareale gleicher Geruchsquellen bzw. Geruchsintensitäten repräsentiert, wird von Dodt et al. (2017) der Begriff „Isoosme“ (von altgriechisch ἴσος ísos „gleich“ sowie ὀσμή osmē „Geruch“) vorgeschlagen. © Kate McLean

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Edler