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„Happy Hour“ für Mitarbeiter und immer mehr Arbeitsfelder für Absolventen

15. September 2016

Dr. Werner Herzog kennt die RUB seit 42 Jahren. 1974 nahm er sein Studium hier auf, jetzt beendet er seine Tätigkeit als Akademischer Oberrat. Ein Anlass, sich aus erster Hand die Entwicklung des Geographischen Instituts über fast ein halbes Jahrhundert in einem kleinen Interview beschreiben zu lassen. Welche grundlegenden Veränderungen haben sich in den letzten 42 Jahren hier am Institut ergeben?
Zum einen ist die Gesamtzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – nicht zuletzt auch bedingt durch Drittmittelprojekte – kontinuierlich gewachsen! Zu Beginn meines Geographiestudiums an diesem Institut 1974 und auch noch in der ersten Zeit meiner Dozententätigkeit ab 1981 war der Personalbestand demzufolge noch deutlich leichter überschaubar als es heute der Fall ist. Schon als Studentische Hilfskraft, also Ende der 1970-er Jahre) kannte ich jeden Dozenten (Dozentinnen waren damals doch eher die absolute Ausnahme …), alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Personals aus Technik und Verwaltung und auch alle Studentische Hilfskräfte – also kannte ich alle Angehörigen unseres Geographischen Instituts. Auf die heutige Situation übertragen: unvorstellbar! Die eher familiäre Institutsatmosphäre von damals existiert leider schon länger nicht mehr.

Zum anderen hat die Einführung der „neuen Studiengänge“ vor rund 15 Jahren sowohl für die Studierenden als auch für Lehrende zu im Alltag deutlich spürbaren Veränderungen geführt. Für beide Seiten ist der damit verbundene Termin- und Zeitdruck größer geworden, eine „Gängelung“ durch immer ausgefeiltere, nicht zuletzt „von oben kommende“ und auch in Studien- und Prüfungsordnungen umzusetzende Vorgaben machen den Studierenden- und Lehrendenalltag komplizierter. Studierende und Lehrende besitzen heute weniger Entscheidungsfreiheit, was aber doch eine Universität auch ausmachen sollte. Steigt hierdurch auch der konkrete Studienerfolg …?

Welche positiven Entwicklungen sind sichtbar geworden? Welche Risiken sehen Sie für die Weiterentwicklung des Instituts? Das Geographische Institut war schon immer breit aufgestellt, wobei die fachliche Breite eher zu- als abgenommen hat. Von einschneidenden, diese Substanz bedrohenden Stellenabsetzungen sind wir bisher erfreulicherweise verschont geblieben, so dass eine fachlich breite, theoretisch fundierte wie auch praxisorientierte Ausbildung unserer Studierenden in den verschiedenen Studiengängen gewährleistet war und auch heute ist. Ich hoffe, dass dies auch in naher und ferner Zukunft so sein wird. Absolventinnen und Absolventen der (Bochumer) Geographie haben in den vergangenen Jahrzehnten erfreulicherweise in zusätzlichen Arbeitsfeldern der Berufswelt Fuß fassen können – nicht zuletzt auch durch ihre Kompetenzen und Fertigkeiten im Bereich der Geomatik (GIS, Fernerkundung, Kartographie). Sowohl für die Studierenden wie auch für uns Dozentinnen und Dozenten ist diese positive Entwicklung motivierend und einfach nur „prima. Gab ein besonders berührendes oder auch lustiges Ereignis in den letzten 42 Jahren? Rückblickend und wehmütig denke ich in erster Linie an jene mir lieb gewordenen Kolleginnen und Kollegen, die inzwischen verstorben sind oder denen es aktuell weniger gut geht. Mit Schmunzeln und Freude hingegen denke ich an das über lange Jahre stattfindende und von mir (mit)organisierte Institutskegeln, das den üblichen Arbeitsalltag auflockerte und bei dem alle Beteiligten gemeinsam immer viel Spaß hatten. Auch an die einmal wöchentliche „Happy Hour“ in der Mittagszeit als temporäre Einrichtung für das sozial-kollegiale Institutsleben erinnere ich mich gerne. Wie gefällt Ihnen Gebäude NA? Die RUB habe ich nie als „Betonuni“ mit dem zweifelhaften zugehörigen Ruf empfunden. Unsere Uni ist funktionell angelegt und gebaut, und das Gebäude NA besitzt innerhalb des gesamten RUB-Komplexes eine hervorragende Lage: aus meinem Büro auf der 7. Etage Ost blicke ich auf das Grün von Kalwes und Ruhrhöhen, mein täglicher Weg zur Mensa ist kurz und kann auf unterschiedlichen Strecken verlaufen, die Universitätsbibliothek und -verwaltung sind schnell erreichbar, ebenso wie die zentrale Tiefgarage und die U35. Sicherlich trägt die nachgewiesene recht hohe Asbest- und PCB-Belastung unseres Gebäudes nicht gerade zum Wohlbefinden bei, und alle „Bewohnerinnen und Bewohner“ von NA hoffen, dass ihre Gesundheit nicht unter diesen Schadstoffen leidet oder gelitten hat – so auch ich mit 42-jähriger Tätigkeit in diesem RUB-Gebäude. Bedauern Sie, den Umzug in ein neues Gebäude nicht mehr miterleben zu können? Nein, keinesfalls – als ehrliche Antwort! Und ich beneide meine vom Umzug betroffenen Kolleginnen und Kollegen wahrlich nicht. Vielleicht aber können die positiven Seiten des (dann vollzogenen) Umzugs in ein vollkommen neues Gebäude mit hoffentlich schadstofffreier Bausubstanz und neuer Technik, schickem Mobiliar etc. einen angemessenen Ausgleich bieten! Ich werde mir die neuen Räumlichkeiten bei einem Besuch dann gerne einmal ansehen! Was wünschen Sie dem Geographischen Institut für die kommenden Jahre? Insgesamt wünsche ich dem Institut und allen Angehörigen einschließlich den Studierenden eine positive Zukunft, die der Bochumer Geographie bei gesicherter Finanzierung einen festen Platz in der Hochschullandschaft NRW’s bringt. Möge es ein „großes Institut“ mit fachlicher Breite bleiben, in dem Lehre und Forschung auf angemessen hohem Niveau in kollegial-konstruktivem Miteinander betrieben werden. Möge das Geographische Institut der RUB stets gute Karten haben!
Diese Meldung wurde aus dem Archiv der bis Oktober 2022 aktiven Instituts-Homepage importiert. Bilder, Formatierungen und Links sind ggf. inkorrekt oder fehlen.