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Der Winter 2020/2021: Statistisch unscheinbar mit Extremwetterlagen im Februar

05. May 2021

Vorab ist zu erwähnen und damit auch wichtig für die grundsätzliche klimatologische Einordnung, dass wir seit diesem Jahr uns auf das neue Klimamittel 1991-2020 beziehen, um Abweichungen klimatologisch einzuordnen. Dieser Vorgang ist alle 30 Jahre üblich, sobald die neue Zeitreihe mit dem 30. Jahr vorliegt. Demnach wird das nächste Klimamittel erst im Jahre 2051 angewendet werden.

Mit einer Durchschnittstemperatur von 3,7 °C war der Winter 2020/2021 im Vergleich zum alten Klimamittel (1961-1990: 3,0 °C) leicht zu warm und reiht sich demnach in das Muster der zu warmen Winter seit dem Winter 2010/2011 ein. Im Vergleich zum neuen Klimamittel (1991-2020: 4,1 °C) war der Winter jedoch um 0,4 K leicht zu kalt und damit statistisch erstmal relativ unscheinbar. Die Niederschlagsbilanz war ebenso unscheinbar. Mit einer Summe von 221,3 mm Niederschlag in den drei Wintermonaten lag das Niederschlagsoll in etwa im Durschnitt. Im Vergleich zum neuen Klimamittel (1991-2020: 216,8 mm) war er minimal zu nass und im Vergleich zum alten Klimamittel (1961-1990: 196,6 mm) zu nass. Dabei ist anzumerken, dass Klimamodellierungen ergeben, dass die Wintermonate tendenziell immer nasser werden.

Major Warming mit folgendem Polarwirbelsplit verursachte extreme Temperaturunterschiede

Der Winter 2020/21 war vor allem durch seine Unterschiede gekennzeichnet. War der Dezember noch zu warm, so änderte sich die Wetterlage im Januar nachhaltig. Einer Stratossphärenerwärmung (Minor Warming) um den Jahreswechsel vorausgehend destabilisierte sich der Jetstream Mitte Januar und sollte dafür sorgen, dass durch eine Nordlage sich die erste Schneedecke ausbilden konnte. Auch wenn diese durch eine leichte Erwärmung wenige Tage später wieder schmolz, war der Jetstream immer noch instabil. Ende Januar deutete sich dann eine extreme Wetterlage an, wie man sie seit vielen Jahren nicht mehr in den Wetterkarten sah. Eine stärkere Stratossphärenerwärmung als noch Anfang Januar (Major Warming) bewirkte einen so genannten Polarwirbelsplit. Dieser destabilisierte die Großwetterlage deutlich. Der Jetstream war in den Wetterkarten kaum noch zu erkennen und eine extreme Nordostwetterlage kündigte sich an. Im Zusammenspiel mit Südwinden, welche auch Saharastaub nach Deutschland brachten, lag genau über der Mitte Deutschlands eine ausgeprägte Luftmassengrenze, welche kalte arktische Luftmassen von warmen Luftmassen im deutlichen zweistelligen Temperaturbereich trennten. Demzufolge fiel bei Temperaturen um den Gefrierpunkt erst stundenlang Eisregen und nachfolgend setzte starker Schneefall ein. Ab dem 6.02.2020 setzte sich für eine Woche arktische Kaltluft durch und sorgte für Temperaturen, die man in Bochum in einer vergleichbaren Lage zuletzt im Januar 2009 und davor im Januar 1997 erlebte. Das kälteste Tagesmittel wurde mit -8,1 °C am 10.02.2021 erreicht und lag demnach 12,2 K unter dem Tagesmittelwert des Monats Februar (1991-2020: 4,1 °C). Die Tiefsttemperatur lag dabei am 14.02.2021 bei -14 °C. Danach zogen sich die Kaltluftmassen zurück und ein weiteres Extrem kündigte sich an. Die immer noch instabile Wetterlage sorgte dafür, dass nach Abzug der Kaltluftmassen eine ausgeprägte Südlage Deutschland erreichte und einen Monatsrekord in Bochum aufstellte. Noch nie war es im Februar über einen so langen Zeitraum so warm gewesen. Der höchste Tagesmittelwert wurde dabei am 24.02.2021 erreicht und lag bei 14,7 °C und war um 10,1 K wärmer als im Februarmittel. Kurz zum Vergleich: Dieser Wert entspricht dem Tagesmittelwert des Monats Mai (1991-2020: 14,7 °C). Die Höchsttemperatur wurde dabei am 24.02.2021 mit 19,6 °C gemessen. Somit wurde das deutliche Temperaturdefizit von Anfang Februar deutlich abgebaut, womit der Februar trotz der extremen Kältewelle zu warm ausfiel.
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